Mit SeeLuma hat Munich Surgical Imaging (MSI) ein volldigitales 3D-Operationsmikroskop mit dem weltweit ersten digitalen Binokular entwickelt – eine Innovation, die Ergonomie und Bildqualität in der Augenchirurgie neu definiert. Zugleich zeigt es, wie die WILD Gruppe äußerst komplexe optische Systeme zuverlässig in Serie bringt.
Völlig neue Arbeitsweise
Ein OP-Mikroskop, das den Kopf frei macht: Mit dem ersten digitalen Binokular, einer intuitiven Benutzerschnittstelle und einem Design mit direkt einsehbarem Monitor eröffnet SeeLuma Chirurgen eine
völlig neue Arbeitsweise. Der Unterschied zu analogen bzw. den verbreiteten Hybrid-Modellen ist gravierend: Dort zwingt das optische, ortsgebundene Binokular den Operateur dazu, sich immer an dessen
Position anzupassen.
„Im digitalen Binokular von SeeLuma hingegen wird das Bild auf einem Display dargestellt, das sich frei positionieren lässt. Die Folge: Operieren in aufrechter Haltung, ohne ständige Kopfbewegungen.
Das macht SeeLuma zu einem echten Gamechanger in der Augenchirurgie“, erklärt Dr. Jurek Nordmeyer-Maßner von MSI.
Immense Bildqualität
Neben der Ergonomie überzeugt das volldigitale OP-Mikroskop durch seine immense Bildqualität. Die hohe Schärfentiefe reduziert das ständige Nachfokussieren, während Farbtreue und Kontrast durch
digitale Verarbeitung optimiert werden. Chirurgen können Zusatzinformationen direkt ins Sichtfeld einblenden, Kontraste verstärken oder Bild-im-Bild-Darstellungen nutzen.
Nächste Ausbaustufe integriert OCT-Einheit
„Dieses Mikroskop bietet eine Plattform für die Integration diverser Technologien in der Zukunft, inklusive KI-basierter Features. Ebenso spannend ist das ins SeeLuma integrierte intraoperative
OCT-Modul mit der für Heidelberg Engineering charakteristisch hohen Bildqualität“, erläutert Benedikt Wurm. MSI erwartet die Zulassung dieses Moduls für Anfang 2026. Mit Hilfe des OCT im Sichtfeld
werden Chirurgen während des Eingriffs Gewebeschichten in nahezu histologischer Qualität beurteilen können. Ein Vorteil, der neue Standards setzen wird.
Enge Zusammenarbeit
Dass SeeLuma als technologischer Meilenstein gilt, ist auch das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen MSI und der WILD Gruppe. Sie ist seit dem Start der Industrialisierung 2019 in das Projekt
eingebunden und war intensiv bei der Konzeptionierung und dem Design des Herzstücks des Systems involviert: dem Optikblock. „Die Umsetzung des optischen Designs war nur durch das hohe
fertigungstechnische Know-how möglich, das wir liefern. Speziell die Fähigkeiten des Justierdrehens in Kombination mit der Erfahrung in der Montage hochkomplexer optischer Baugruppen bilden den
Grundstein für den Erfolg des Systems“, erklärt Manfred Gallé, Head of Business Unit Medical Technology.
Montage- und Justagekonzept
WILD lieferte u. a. das Montage- und Justagekonzept inklusive der Konstruktion und Fertigung der dafür benötigten Vorrichtung. „SeeLuma ist eines der technisch anspruchsvollsten Geräte, die wir in
den letzten Jahren realisiert haben. In vielen Bereichen ist es im High-Level-Segment angesiedelt – beginnend bei der Komplexität des Gesamtsystems über die geforderte Sauberkeit und Präzision bis
hin zur Oberflächentechnik und dem Montage-Know-how. Umso stolzer sind wir, dass unser erfahrenes Team das gesamte OP-Mikroskop liefert – inklusive Elektronik, aller Justagen, des Stativs und künftig
auch der OCT-Einheit“, freut sich Wolfgang Warum, CTO WILD Gruppe.
Beleuchtung
Präzision unter erschwerten Bedingungen: Einen ebenso anspruchsvollen Part stellt die Beleuchtung des Mikroskops dar, mit der die PHOTONIC beauftragt wurde. „Eine der größten Herausforderungen war
der kompakte und komplexe Bauraum“, erklärt Geschäftsführer Stefan Zotter. „Das thermische Management erwies sich hier als zentrales Problem. Es war äußerst schwierig, das Optiksystem innerhalb der
vorhandenen Platzverhältnisse unterzubringen, ohne Kompromisse bei der Performance eingehen zu müssen.“
Dynamikbereich
Weiter entscheidend war der Dynamikbereich, der für chirurgische Eingriffe notwendig ist. Klassische Continuous-Wave (cw)-Regelungen liefern zwar ein konstantes Kamerabild, führen jedoch zu einem
Drift beim Farbwiedergabewert und der Farbtemperatur der LED. Das kann man lösen, indem man mit Pulsweitenmodulation (PWM) arbeitet. „Dabei wird die LED hochfrequent ein- und gleich wieder
ausgeschaltet, die gemittelte Intensität durch die An- und Auszeit geregelt. So bleiben die Farbwiedergabewerte konstant. Allerdings kann diese Methode zu störenden Bildartefakten auf der Kamera
führen.
Hybride Kombination
Unsere Lösung war deshalb eine hybride Kombination aus cw und PWM, die wir sorgfältig auf das Gesamtsystem abgestimmt haben. Damit erreichen wir die erforderliche Helligkeit mit stabiler
Farbwiedergabe und ohne störende Effekte.
Da das Licht direkt ins menschliche Auge strahlt, darf die eingebrachte Leistung die definierten Grenzwerte nicht überschreiten. PHOTONIC integrierte daher eine Überwachungseinheit, die Leistung und
Regelung permanent kontrolliert.
FDA und MDR-konforme Dokumentation
Ein weiterer Grund, warum MSI die WILD Gruppe als Partner gewählt hat: „Unsere Prozesse sind FDA sowie MDR konform und in Abstimmung mit dem Kunden liefern wir natürlich alle erforderlichen
Dokumente“, so Manfred Gallé. Das Know-how im Industrial Engineering sorgt zusätzlich dafür, dass das System laufend weiterentwickelt und optimiert werden kann. Aktuell werden die SeeLuma-Geräte an
den WILD Standorten komplett montiert und geprüft. Anschließend gehen sie zu MSI, wo sie für die Endkonfiguration vorbereitet werden.